Die Strapazen der Anreise haben wir hinter uns gebracht und alle deutschen Teams sind spätestens seit heute mittag komplett.
Hier vor Ort war bislang alles super organisiert. Am Flughafen in Denpasar standen gestern abend Hundertschaften mit Schildern in den Händen, die Leute abholen wollten. Aber das Schild mit dem WBF-Logo haben wir sofort erkannt und waren nach Erledigung der Einreiseformalitäten schnell beim Bus. Die Formalitäten bestanden aus Formular ausfüllen im Flugzeug, 25 US-Dollar Eintritt zahlen am Flughafen und mit der Quittung einen Stempel im Pass abholen. Das ging erstaunlich zügig, da hatte ich in anderen Ländern schon andere Erlebnisse. Nur der Teamkapitän brauchte etwas länger, weil man sich bzgl. der Echtheit seiner Dollar-Scheine, von denen er eine größere Auswahl dabei hatte, partout nicht einigen konnte. Das ganze wär vielleicht auch eine Idee für Herrn Seehofer: wenn er seine Autobahnmaut nicht bekommt, kann er ja an den Flughäfen Eintrittsgelder für Deutschland verlangen.
Wenn man bedenkt, was auf der Straße vom Flughafen zum Hotel abends um 22:30 los war, möchte ich gar nicht wissen, wie der Verkehr zu Stoßzeiten aussieht. Selber ans Steuer eines Autos setzen wird sich hier keiner von uns.
Im Hotel wurden wir mit der typischen balinesischen Freundlichkeit an der Rezeption empfangen. Ich empfinde dies immer als sehr wohltuend, wenn man sich gleich als Gast willkommen fühlen kann. Ich war auch schon in Hotels, wo man sich an der Rezeption quasi entschuldigen muss, dass man das Personal bei der Arbeit stört. Ein Boy brachte die Koffer aufs Zimmer, erklärte nach Erhalt des Trinkgeldes noch kurz die Feinheiten der Raumtechnik, ein schneller Schlummertrunk mit allen Teamkollegen und ab gings ins Bett. Nach einer Anreisezeit von 24 bis 26 Stunden mit mehreren Zügen und 2 Flugzeugen waren wir alle einfach nur müde.
Wir bekamen allerdings gerade noch mit, dass Ausschlafen heute nicht angesagt ist und wir auch keinen Wecker fürs Frühstück stellen müssen, für 08:30 war eine Tsunami-Übung angesetzt. Wir mussten allerdings nicht mitüben und auch nicht die Zimmer verlassen, aber der eine oder andere dürfte die Sirene gehört haben.
So war dann aber auch, für Bridgespieler sicherlich nicht unbedingt üblich, das ganze Team beim Frühstück. Es gab alles was das Herz begehrt im Bereich Eier, Früchte, Säfte und Brot. Käse gab es eine Sorte, eine Aufschnittplatte suchte man allerdings vergeblich. Schinken war maximal im Omelett zu finden, Sushi oder Nasi Goreng mag nicht jeder aufs Brötchen. Ich fands super und richtig scharfe frische Chilis gabs auch auf dem Buffet.
Den Rest des Mittags haben die meisten am herrlichen Strand oder an der Poolbar verbracht. Luft 31 Grad, Meer um die 25, Pool eher 28. Im Grunde ein Traum, aber ab Dienstag wird es bestimmt kälter. Nein, nicht die Luft oder das Wasser, aber die Räume hier sind extrem runterklimatisiert. Fenster soll man nicht aufmachen, sonst kommen Insekten rein und Feuchtigkeit. Im Hotelzimmer kann man die Klimaanlage ja noch ausschalten, im Spielsaal braucht man bestimmt Pullover und Schal (wohingegen für den Weg zum Spielort die Badehose sicher ausreichend wäre).
Natürlich lagen wir nicht nur auf der faulen Haut. Jeder hat nochmal brav sein System durchgelesen. Ich weiß gar nicht, zum wievielten Male in den letzten Wochen, ich hab nicht mehr mitgezählt. Ich glaube, letztes Jahr hatte ich von 80 Seiten oder so bei Roland und mir berichtet. Das war ja aber nur eine Europameisterschaft, hier ist Weltmeisterschaft und daher reden wir inzwischen über 130 Seiten. Nach dem individuellen Studium des Systems haben sich alle Paare nochmal zusammengesetzt, um abzugleichen, dass alle beide an allen Stellen das gleiche Verständnis von ihrem Bietsystem haben. Den Beweis werden wir dann hoffentlich ab Dienstag in möglichst vielen Boards ablegen können. Morgen werden wir uns zusammen erst- und vermutlich letztmalig die Gegend hier anschauen. Es ist hier fast wie im Paradies und die Insel hat bestimmt wundervolle Dinge zu entdecken. Aber dafür sind wir nicht hier. Wenn die Spiele beginnen, wird es für das jeweils aussetzende Paar fürs Ausschlafen oder einen kurzen Sprung ins Wasser reichen, große Sprünge wirds nur an den Bridgetischen geben. Wenn es denn Bridgetische gibt. Heute erzählte uns jemand, dass das Spielmaterial noch komplett beim Zoll festgehalten würde, der sich noch nicht entschieden hat, ob Screens und Karten im Land erwünscht sind. Hoffen wir mal das Beste.
So, jetzt wird es hier auf der Terrasse vermutlich gleich schlagartig dunkel, ich werde mich mal fürs Abendessen umziehen gehen. Ich hoffe auf so etwas wie "smart casual" hier im Hotel, der Anzug soll nur am Montag bei der Eröffnungsfeier und in 2 Wochen bei der Siegerehrung getragen werden.
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