Liebe Fans daheim,
mein Hotel in Ostende hatte leider 4 Tage Probleme mit dem Internetzugriff. Samstag sagte der Portier, es sei "broken" und könne natürlich am Sonntag nicht repariert werden. Sonntag sagte er, dass es wieder ginge, nahm diese Aussage nach gemeinsamem Ausprobieren wieder zurück. Montag war der Techniker nicht fertig geworden mit dem Austauschen des Routers und Dienstag war das Turnier schon zu Ende. Eine interessante Erfahrung in der heutigen digitalisierten Welt 4 Tage auf das Internet zu verzichten.
Bridge gespielt wurde natürlich trotzdem. Zunächst 2 Tage 10 Matches a 10 Boards Qualifikation im Schweizer System, danach die besten 16 ins KO.
Alex und Josef haben sich mit ihren israelischen Komplementären als 3. ganz bequem qualifiziert und durften sich einen Gegner fürs Achtelfinale aussuchen.. Gro mit Boss und Roland mit mir hatten mit 2 Niederlagen, eine davon hoch, einen ganz schwachen Start, wir haben uns aber tapfer durchs ganze Feld zurückgekämpft und trotz einer Niederlage im letzten Match die Vorrunde als 13. abgeschlossen. Die viertplatzierten Belgier wollten unbedingt uns als Gegner haben, sollte uns recht sein.
Wir haben mit 15 IMPs gegen die Belgier gewonnen, unspektakulär, aber eigentlich nie gefährdet. Alex und Josef mit 36 IMPs gegen ein türkisches Team. Gut fanden wir, dass wir uns frühestens im Finale wieder begegnen konnten. Dazu kam es dann aber nicht, da in der nächsten Runde gegen ein italienisches Team um den Altmeister Benito Garozzo für uns Endstation war. Bei Halbzeit lagen wir mit 23 IMPs hinten und nach einer starken Aufholjagd im zweiten Set mussten wir uns dann leider am Ende mit 6 IMPs geschlagen geben. Das bedeutete Platz 5 (von 121 gestarteten Teams) und für uns das Ende der Medaillenhoffnungen. Symptomatisch für das fehlende Quentchen Glück in dem Match (zugegeben, einige IMPs gingen auch unnötig verloren), war Hand 8 des 1. Sets.
Ich war nach unspektakuärer Reizung (1Coeur - 1SA - 3Coeur - 4Coeur) mit folgender Ausrüstung im normalen Kontrakt
xxx, KDB97x, A, ADx gegenüber Dx, A8, DB10xx, B10xx.
Ausspiel Pik-K, Wechsel auf kleinen Trumpf zu 8, 10 und B.
Wenn ich jetzt einen Pik ducke, wird der Gegner sicher Trumpf weiterspielen (sofern diese nicht 4-1 stehen) und ich bin auf den Treff-Impass angewiesen.
Wenn ich aber jetzt sofort einen Treff an den König abgebe, egal ob links oder rechts, habe ich später die Kommunikation für 3 Treff-Stiche zusätzlich zu meinen 6 Coeur und dem Karo-Stich. Und der drohende dritte Pik-Verlierer wird noch vom Coeur-As kontrolliert. Also habe ich zum dritten Stich Treff-Dame aus der Hand gespielt, in der Hoffnung , falls geduckt werden sollte, zu merken von welchem der beiden Gegner. Der Stich wurde rechts gewonnen (Schnitt hätte also gesessen, seufz, wird keine IMPs bringen), Pik rüber zum As und Treff geschnappt - der König war blank. Unlucky Expert! Ich fluchte kurz und sagte am Tisch, hoffentlich spielt Garozzo drüben die Hand und nicht der Teamsponsor, dann kostet es nichts.
Die Story am anderen Tisch war aber noch etwas anders. Die Reizung begann ebenfalls mit 1Coeur - 1SA und entwickelte sich über eine Gazzilli-Sequenz bis 3Coeur (womit das gleiche gezeigt war, wie an unserem Tisch). Meister Garozzo, der immerhin inzwischen 86 ist, hatte aber beim Partner eine 1Pik-Eröffnung gesehen und schloss mit 4Pik ab. Partner reizt 5Treff cue-bid, Garozzo 5Coeur cue-bid und der Sponsor passt ergriffen. Etwas hoch geraten vielleicht, aber viel Glück gehabt, dass das Coeur-As an Bord war, sonst wär man jetzt schon in 5Pik gewesen.. Ausspiel war direkt Trumpf, in der Hand gewonnen. Zum zweiten Stich spielt Zaleski aus der Hand .... das Treff-As, fischt den König, zieht Trümpfe und gewinnt 11 Stiche und ebensoviele IMPs. Er konnte mit seiner Spielweise nur gegen den blanken König gewinnen, ich nur gegen den blanken König rechts verlieren. Bridge kann ungerecht sein.
Das deutsch-israelische Team war erfolgreicher und gewann sein Viertelfinale gegen das Team von Frau de Botton mit 34 IMPs und war damit im Halbfinale. Dies verloren sie leider mit einem einzigen IMP gegen das starke polnische Team, das am Ende auch Europameister wurde. Im Kampf um Platz 3 konnten sie sich dann aber mit 5 Punkten Vorsprung gegen ein junges französisches Team um Vater und Sohn Bessis die Bronzemedaille sichern.
Platz 3 und Platz 5 in diesem illustren Feld sind ein toller Erfolg, auch wenn das kleine Quentchen Glück für noch bessere Plätze gefehlt hat.
Die Europameister aus Monaco oder die italienischen Serieneuropameister hatten es gar nicht in die Playoffs geschafft, Meckstroth-Rodwell mussten im Achtelfinale die Segel streichen. Ebenso wie Team Gotard, die sich nach einem starken 12. Platz in der Vorrunde einem polnischen Team um Kristof Martens deutlich geschlagen geben musste. Team Capeller war bis zum letzten Match auch fast sicher in den Playoffs, fiel dann aber leider mit einer ganz hohen Niederlage noch auf Platz 24 zurück.